Die letzte Aktualisierung der Marktanalyse Smart Metering Systems durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erfolgte am 31. Januar 2020. Damit verknüpft war die langerwartete „Allgemeinverfügung zur Festlegung der technischen Möglichkeit zum Einbau intelligenter Messsysteme“ (wir berichteten) und der daraus folgende Start des Pflicht-Rollouts intelligenter Messsysteme zum 24. Februar. Inzwischen hat sich einiges getan und die durch das BSI zum 30. Oktober angekündigte Aktualisierung der Marktanalyse ist erfolgt. Was hat sich geändert und welche Faktoren wirken auf die neue Marktanalyse ein?
Der Rolloutstart zum 24. Februar galt nur für einen Teil der möglichen Anwendungsfälle und Kundengruppen, da die verfügbaren Smart Meter Gateways (SMGW) der ersten Generation noch nicht alle erforderlichen Funktionalitäten aufwiesen oder der rechtliche Rahmen präzisiert werden musste. So beherrschen die SMGW der ersten Generation lediglich die Tarifanwendungsfälle (TAF) 1, 2, 6 und 7. Dies entspricht der ersten Entwicklungsstufe des Stufenmodells von BSI und BMWi, des EAF-0.1 „Erhebung von abrechnungsrelevanten Daten zur Elektrizität am Netzanschlusspunkt“. Damit können die Geräte regelmäßig und spontan Messwerte versenden und zeitvariable Tarife abbilden. Inbegriffen ist auch die viertelstündliche Messwerterhebung, die zur Bilanzierung und Visualisierung herangezogen werden kann.
Nun hat mit PPC der erste Hersteller mit der Rezertifizierung der ersten Gateway-Generation auch gleich die Zertifizierung für die zweite Generation erhalten – und erfüllt damit die Anforderungen des EAF 0.2 „Erhebung von nicht abrechnungsrelevanten Daten zur Elektrizität am Netzanschlusspunkt“ des Stufenmodells. Mit der neuen Zertifizierung kann PPC durch ein Remote-Firmwareupdate seine Gateways für die TAF 9,10 und 14 bereitmachen (wir berichteten). Dies bedeutet, dass die aktualisierten Gateways nun minutenscharfe Verbrauchswerte bereitstellen (TAF 14), verschiedene Netzzustandsdaten erheben und somit den sicheren Netzbetrieb unterstützen (TAF 10) sowie Ist-Einspeisewerte anhand bestimmter vordefinierter Ereignisse versenden können (TAF 9). Die Unterstützung der Ist-Einspeisung ist besonders im Zusammenhang mit der geplanten Änderung des § 9 durch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) bedeutsam. Dort soll festgelegt werden, dass Netzbetreiber oder andere Berechtigte jederzeit die Ist-Einspeiseleistung von dezentralen Erzeugern (inklusive Kraft-Wärme-Kopplung) über ein intelligentes Messsystem abrufen und deren Leistung ferngesteuert regeln können müssen. Dies sollte gemäß des ersten Entwurfs eigentlich für neu installierte Anlagen ab 1 kW Leistung und für Bestandsanlagen ab 15 kW Leistung mit einer Frist von 5 Jahren gelten, was aber in der ersten Lesung vom 28. Oktober 2020 bereits als unverhältnismäßig eingestuft wurde. Bezugsdatum ist dabei die Feststellung des BSI, dass die technischen Möglichkeiten zum Einbau eines geeigneten intelligenten Messsystems bestehen. In diesem Zusammenhang verweist das BSI allerdings auf die nächste turnusmäßige Aktualisierung der Marktanalyse im Januar 2021, da die rechtlichen Grundlagen noch weiterer Abstimmung bedürfen und zusätzlich zu PPC zwei weitere Hersteller die Zertifizierung des TAF 9 benötigen.
Zusätzlich zur neuen Funktionserweiterung der SMGW durch die Zertifizierung von PPC wurde der bereits im Juni zertifizierte Hersteller Theben in die Marktanalyse mit aufgenommen: somit gibt es nun vier. Es wurden auch weitere Gatewayadministrationssysteme zertifiziert, sodass sich die Zahl der Anbieter auf 41 erhöht hat.
Eine interessante Ergänzung gab es im Submetering: mit Hinweis auf das am 1. November in Kraft getretene Gebäudeenergiegesetz wird darauf hingewiesen, dass das BSI die gesetzliche Aufgabe erhält, die Entwicklung der technischen Mindestanforderungen in der Sparte Wärme (inklusive Warmwasser) zu verantworten und das Messstellenbetriebsgesetz spartenübergreifend weiterzuentwickeln. Dadurch werden perspektivisch Technische Richtlinien und Schutzprofile auch für technische Einrichtungen zur Messung des Wärmeverbrauchs eingeführt.
Die Zertifizierung des ersten Gateways der zweiten Generation ergänzt die Möglichkeiten von iMS um die Fähigkeit, Netzzustandsdaten zu erheben und Einspeisedaten zu übermitteln. Betont wird in der Marktanalyse besonders die nun mögliche Einbindung dezentraler Erzeugungsanlagen. Interessant wird sicherlich die weitere Entwicklung bei der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sein, das die Grundlage für den verpflichtenden Einbau von intelligenten Messsystemen als Mess- und Steuerkomponente für Einspeiser darstellen dürfte. Hier kann sich für Betreiber von Kleinanlagen das Anwendungsprofil intelligenter Messsysteme deutlich erweitern. Aus Sicht von m2g ebnet dies den Weg für zahlreiche neue Dienstleistungsmodelle, die mit der Gegenüberstellung und Visualisierung von Entnahme- und Einspeisemengen bei weitem nicht ausgeschöpft sind.
Im Auge behalten sollte man auch die Erweiterung der Definition technischer Mindestanforderungen durch das BSI auf die Sparte Wärme. Durch die Verschärfung und Vereinheitlichung von Sicherheitsstandards dürften auf Messdienstleister zahlreiche Anpassungen und neue Herausforderungen warten.
In allen Sparten kann m2g durch fundierte Expertise unterstützen – sprechen Sie uns gern an!
Ansprechpartner: Dr. Daniel Müller
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